"Di fair Milch" - warum, woher und für wen?

"Di fair Milch" aus dem Zürcher Knonaueramt ist keine Milch wie viele andere. Sie besticht mit ihrem starken Bezug zur Region, der Solidarität zum Bauern, der Rücksicht auf das Tierwohl und ihrem ganz eigenen Geschmack. 2017 wurde sie lanciert. Die Einführung des neuen Labels verlangt eine enge Zusammenarbeit der verschiedenen involvierten Akteure. Ich wollte mehr über diese Milch erfahren und schaute hinter die Kulissen. So entstand Anfangs April 2019 der Film. 

 

Milch, eines unserer Grundnahrungsmittel, typisch schweizerisch und doch jede mit ihrer eigenen Geschichte und Herkunft.

Ursprünglich hätte das Projekt "di fair Milch" national eingeführt werden sollen. Dies scheiterte jedoch. Darum lancierten Martin Haab aus Mettmenstetten und Werner Locher aus Bonstetten das regionale Produkt, "di fair Milch Säuliamt". Und so schlossen sich 2017 43 Säuliämtler Bauern als Genossenschafter zusammen. Das Label wurde vom Bund und Kanton mit je CHF 10'000 unterstützt. Weitere CHF 7'000 erhielt die Genossenschaft von der Standortförderung Knonaueramt in Form von Leistungen. Auch die Bauern beteiligten sich - mit einer einmaligen Einlage von CHF 1'000 pro Betrieb. 

 

Warum die "fair" Milch? 

Der Bauer soll mit dieser Milch einen fairen Milchpreis erhalten.

Der Kosten deckende Milchpreis liegt bei ungefähr 97 Rappen pro Liter. Davon werden durchschnittlich 12 Rappen durch die Direktzahlungen des Bundes abgedeckt. Bleiben 85 Rappen. Der aktuelle Marktpreis für die Milch hat sich bei ungefähr 60 Rappen pro Liter eingependelt, das heisst, der Bauer erhält zu wenig. Aus diesem Grund kostet ein Liter von "di fair Milch" 25 Rappen mehr als andere. Diese 25 Rappen erhält der Bauer eins zu eins. Der Betrag wird jedem Genossenschafter jährlich mittels eines Bonus' ausbezahlt. 

 

In der Umgebung produziert

Zu einer Milch aus der Region gehört auch eine lokale Produktion. Dies fand man in der Molkerei Höhn in Hirzel. Christian Höhn führt dieses Unternehmen in vierter Generation zusammen mit 10 Mitarbeitern. Seine Molkerei übernimmt das Abfüllen, Verpacken sowie den Weitertransport an die Landi Albis in Mettmentstetten. Mit einem Umsatz von 160'000 Litern pro Jahr macht "di fair Milch" zirka vier Prozent seiner Gesamtproduktion aus. Die Genossenschaft wurde damit zu einem soliden Kunden und unterstützt auf diese Weise einen lokalen, mit viel Herzblut und Engagement geführten Kleinbetrieb. 

 

Herausforderung Logistik

Die Firma Roellin AG holt mit ihren Milchsammelwagen alle zwei Tage "di fair Milch" bei vier Bauern der Genossenschaft ab. Es sind dies die Betriebe, welche am Nächsten zur Molkerei Höhn in Hirzel liegen. Damit werden die Transportwege möglichst kurz gehalten.  

Als zuverlässiger, lokal verankerter Vertriebspartner konnte die Landi Albis gewonnen werden. Eine Herausforderung bestand in der Gewährleistung der Kühlkette. So wurde eigens für "di fair Milch" ein Kühlraum eingerichtet sowie ein Kühlfahrzeug angeschafft. 

Da die verschiedenen Verkaufspunkte der Landi Albis täglich mit Brot- und Backwaren durch den Albis Beck beliefert werden, kam die Idee auf, bei diesen Fahrten auch gleich die Milch mitzunehmen. Auf diese Weise wird garantiert, dass die Milch innert kürzester Zeit im Verkaufsregal steht. 

 

Tierwohl

Die Genossenschaft verlangt, dass die Bauern entweder beim Tierwohlprogramm BTS oder RAUS angeschlossen sind.

BTS-Programm (besonders tierfreundliche Stallhaltungssysteme): Hier werden die Tiere in Gruppen gehalten. Den Tieren stehen ihrem natürlichen Verhalten angepasste Ruhe-, Bewegungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten sowie genügend Tageslicht zur Verfügung. 

RAUS (regelmässiger Auslauf im Freien): In der Vegetationsperiode dürfen die Kühe während mindestens 26 Tagen pro Monat auf die Weide. Während der Winterfütterungsperiode werden sie an mindestens 13 Tagen pro Monat ins Freie gelassen.

 

Einzigartiger Geschmack 

Die Vollmilch von "di fair Milch" enthält mindestens 3.9 Gramm Fett. Der Fettgehalt kann aber auch höher liegen. Dies hängt von der Jahreszeit und der Art der Fütterung ab. Der Geschmack der Milch variiert darum merklich. 

 

Fazit

Auf meiner Entdeckungstour habe ich eins zu eins erfahren, wie reibungslos die Zusammenarbeit der Beteiligten funktioniert. Mit seinem Know-How trägt jeder dazu bei, dass die Konsumenten am Schluss eine wohlschmeckende Milch im Sortiment finden und der Bauer, die Tiere, die lokale Wirtschaft auf ihre Kosten kommen.

Ich bedanke mich bei Allen für ihre Unterstützung und die Offenheit, bei sich hinter die Kulissen blicken zu lassen. 

Quelle für diesen Text: Vertiefungsarbeit von Sari Kristen Tillmann und eigene Recherche